Unter den vier Prinzipien Religio, Patria, Scientia und Amicitia wurde speziell Patria seit der Bildung der ersten Studentenverbindungen in der österreichischen Kaiserzeit immer wieder neu interpretiert. Viele von uns würden sich z.B. heute in dem vor Generationen üblichen und gelebten Begriff von Patria nur mehr zum Teil wiederfinden. Damals wie heute steht jedoch das Bekenntnis zu einem souveränen Österreich im Vordergrund. Für uns heute steht Patria für unser Bekenntnis zur Republik Österreich als souveränem Staat im Herzen Europas, für die Bejahung seiner demokratischen Grundordnung und die für Übernahme gesellschaftspolitischer Verantwortung.
Aus unserer Orientierung an der christlichen Soziallehre folgt für uns eine Verpflichtung zu verantwortungsbewusstem, sozialem und wertorientiertem Handeln. Anständigkeit, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und Toleranz gegenüber jedermann sind für uns in allen Bereichen des Lebens eine Selbstverständlichkeit und umreißen unseren Begriff von Freiheit. Die Ehrfurcht vor der Schöpfung bedingt für uns ein Eintreten für den Schutz menschlichen Lebens bis hin zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt für künftige Generationen. Aus dieser Grundhaltung folgt für uns auch, dass kein Mitglied des ÖCV Mitglied bei einer links- oder rechtsextremen Organisation sein kann oder auch nur damit sympathisiert. Wir treten mit Entschiedenheit für Freiheit, Recht und Menschenwürde und gegen jegliche ethnische, religiöse oder soziale Diskriminierung ein.
Die Mitglieder des ÖCV sind aufgefordert, im öffentlichen Leben Verantwortung zu übernehmen und aktiv an demokratischen Prozessen teilzunehmen. Denn mit dem erworbenen Wissen wächst auch das Maß an sozialer Verantwortung. Wir bekennen uns zu einer parlamentarischen Demokratie und damit zum Parteienstaat. Parteipolitisch sind wir jedoch nicht gebunden.
Die Verbindungen des ÖCV haben das erklärte Ziel, ihre Mitglieder zu weltoffenen Staatsbürgern zu erziehen und verlangen von ihnen ein Bekenntnis zu Österreich in völkerverbindender Gesinnung. Dies bedingt ganz selbstverständlich auch Toleranz gegenüber anderen Staaten, Völkern und Religionen! Aufgrund unserer historischen Erfahrungen ziehen wir in Gegenwart und Zukunft einen klaren Trennungsstrich zu deutschnationaler und großdeutschter Gesinnung. Vielmehr sehen wir in der Neutralität Österreichs eine große Chance, auch für die Zukunft eine Brücke zwischen den Nationen sowie eine Stätte der Hilfsbereitschaft und der Menschlichkeit zu sein.